Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektromob.

... allgemeine Themen rund um das elektrische Fahren, Energieversorgungsideen usw.
Tachy
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Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektromob.

Beitrag von Tachy »

Wir kennen die Fima juwi aus Wörrstadt ja noch von 2012, als wir einen Tag unseres ersten europäischen Treffens des Opel Ampera Forums dort stattfinden ließen und die Firma besichtigt haben..

Jetzt hat Matthias Willenbacher ( CEO von juwi ) ein wie ich finde, sehr wichtiges Buch zur Energiewende und Elektromobilität geschrieben. Ich kann sagen: wer es gelesen hat, kennt jetzt auch meinen Standpunkt zu diesem Thema ganz genau.

Für die Neuen: juwi ist der größte Projektierer von Windkraftanlagen, Solaranlagen und Biomassekraftwerken für Kommunen und Genossenschaften und seit den Neunzigern im Geschäft. Der Mann muss es also wissen!

Verpackt hat er das alles in ein "unmoralisches Angebot" an die Kanzlerin: Falls sie die richtigen Weichen für 100% erneuerbare Energien bis 2020 stellt, verschenkt er seinen 50%-Anteil von juwi an die mittlerweile über 500 Energiegenossenschaften in Deutschland:

http://www.mein-unmoralisches-angebot.de/

Die erstaunlichen Kernpunkte für die Energiewende mit 100% erneuerbar bis 2020 sind:

- ein grober Masterplan mit 60% Windenergie, 25% Photovoltaik, 5% Wasserkraft und 10% Energie aus Biomasse
- Bei der Windenergie sind nur 25.000 moderne Anlagen an Land, dimensioniert auf >=4000 Vollaststunden à 2 - 4 MW notwendig, um die 320 TWh pro Jahr zu erzeugen (u.a. per Repowering, Ende 2012 standen in D bereits 23.000 alte und neue Anlagen)
- die Energiewende liegt in Bürgerhand und bei Energiegenossenschaften
- wir bekommen ein vollständig neues Energiesystem mit dezentralen Strukturen
- kein Netzausbau notwendig ( die Politik wird hier von den vier Energiekonzernen RWE, EnBW, eon und Vattenfall bewusst fehlgeleitet )
- keine Offshore-Windkraft auf See notwendig ( fixe Idee der Energiekonzerne, um die Bürger aus dem Geschäft herauszuhalten, hier wird die Politik ebenfalls fehlgeleitet )
- die Energiewende finde OHNE Energiekonzerne statt, das alte und das neue System schließen sich gegenseitig aus
- Energiewende und Elektromobilität bedingen sich gegenseitig

Für die Elektromobilität werden wir somit keine Energiekonzerne und auch deren "intelligente Energie" nicht brauchen.

Nun fühle ich mich doch sehr bestätigt, wenn ich an die letzte Auseinandersetzung um RWE-Säulen im going electric Forum denke. Die Einschläge kommen immer näher..;-)
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Martin
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Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro

Beitrag von Martin »

Hallo also ganz so einfach wie immer dargestellt ist es leider nicht.
Im großen und ganzen mag es richtig sein was er schreibt, aber die Netzqualität muss erhalten bleiben.
Mit nur Wind, Sonne und Biomasse geht es nicht auf Grund der Frequenzumrichter.

Solarparks und Windkraftanlage sind nicht in der Lage Kurzschlüsse (große Lastspitzen) zu speisen, somit kann die Schutztechnik die z.B. im Mittel- und Hochspannungsnetz verbaut ist den Fehler nicht lokalisieren und abschalten! Folge wäre, Netztotalausfall da die FUs der Parks abschalten.

Es werden also die großen Generatoren die allein durch ihre Schwungmasse solche Fälle abdecken können benötigt.
Daher wäre es zu Überlegen ob ab gewissen Parkgrößen (Leistungsklassen), nicht über FU sondern Motor - Generator an das Netz angeschlossen werden sollten. Was wiederum zu höheren Investitionen führt.

Lokal erzeugen ist auch ok, aber Inselbetrieb will auch keine Gemeinde. Für den Fall der Fälle soll ja weiterhin Energie zur Verfügung stehen... Doch wer hält dann das Übertragungsnetz und Verteilnetz vor und bezahlt den Erhalt?
In Wirklichkeit ist es doch etwas komplexer als aus der Sicht eines 'kleinen' Unternehmens welches mit der Energiewende Geld verdient.

Im enviaM Netz (Teile von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg) sind Teilweise schon mehr als 80% EE Strom im Netz und der Betreiber hat alle Hände voll zu tun alles am laufen zu halten.
Des weiteren finde ich es unsinnig wenn Hocheffiziente BHKWs in Industrieparks nur noch Prozesswärme bereitstellen und keinen Strom mehr erzeugen, da 'zu viel' EE im Netz ist.
Es sollte schon geschaut werden das der Ausbau sinnvoll und auf Bundesebene gesteuert wird. Ich meine steuern nicht ausbremsen!
Aktuell baut ja jeder drauf los, lässt sich ans Netz anschließen und will einspeisen...

Von Offshoreanlagen halte ich auch nicht all zuviel, da Invest sehr hoch ist.

Ich betone nochmal ich bin für die Energiewende, ich sehe aber Jobbedingt auch die andere Seite.
Bild Nicht mal fliegen ist schöner.
Tachy
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Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro

Beitrag von Tachy »

Hallo Martin,

Als Frequenz- und Laststabilisatoren sehe ich stationäre dezentrale Großbatterien, die wir bei 100%EE sowieso brauchen und die genau solche Ausgleichsaufgaben übernehmen sollen.

http://www.siemens.de/energiewende-deut ... eccc020226

Außerdem gibt es mit den Wasserkraftwerken und den Biomasse-BHkWs weiterhin große Generatoren am Netz. Die bestehenden Pumpspeicherkraftwerke wird man auch nicht abschalten.

Die Netze werden schon jetzt zunehmend von Stadtwerken und Energiegenossenschaften zurückgekauft, am Unterhalt kann es nicht liegen.
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Martin
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Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro

Beitrag von Martin »

Die Batterien können auch keine Kurzschlüsse speisen da wieder ein FU dahinter hängt :)
Ein Wasserkraftwerk kann auch nicht immer laufen und ist geografisch auch nur sehr begrenzt verfügbar.

Für normale Lastwechsel und Netzstabilisierung ist ein Batteriespeicher natürlich die erste Wahl, da dieser überall aufgebaut werden kann. Für solche Maßnahmen sollten/könnten aber auch die Parkbetreiber herangezogen werden.

Ein Biomasse BHKW hat jetzt auch keine großen Generatoren am Netz, soweit ich das bisher gesehen habe sind diese doch recht Übersichtlich 5-30MW elektr. ;)

Ich sage ja nicht das es nicht geht, diese können zumindest einen Kurzschlussstrom treiben aber dennoch relativ wenig im Vergleich zu dem was Wind und Solar einspeisen soll.
Was spricht denn dagegen WP oder PV-Parks > 20MW mit Netzeinkopplung via Generator statt FU zu machen? Technisch nix, nur das der Windmüller mehr ausgeben muss und hinterher etwas weniger bekommt (Wirkungsgrade).
Den Parkbetreibern ist das Netz an welches diese sich anschließen meist egal, wichtig ist max. Profit.
Leider ist das so und gesetzliche Regeln gibt's dazu nicht.
Für die Elektromobilität werden wir somit keine Energiekonzerne und auch deren "intelligente Energie" nicht brauchen.
Dieser Satz widerspricht sich so ganz mit dem link zu Siemens. :mrgreen:
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Tachy
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Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro

Beitrag von Tachy »

Martin hat geschrieben:
Für die Elektromobilität werden wir somit keine Energiekonzerne und auch deren "intelligente Energie" nicht brauchen.
Dieser Satz widerspricht sich so ganz mit dem link zu Siemens. :mrgreen:
ne, finde ich nicht, Energiekonzerne = die üblichen vier. Siemens liefert die Technik. "Intelligente Energie" ist die PR-Lüge vom Atom- und Kohlestromlieferanten RWE.
Tachy
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Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro

Beitrag von Tachy »

ich spinn jetzt mal so rum....so nach dem Motto "geht nicht gibts nicht...":

Warum dauerhaft einen verlustbehafteten Motorgenerator betreiben und stattdessen im Normalbetrieb nur den Motorteil im Leerlauf netzsynchron betreiben ( quasi als Schwungrad ) und nur wenn der Kurzschlussfall eintritt, wird die Kette aktiviert und gleicht dann wie von Dir beschrieben den Kurzschluss aus?
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Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro

Beitrag von EcoCarer »

Interessante Diskussion, Jungs. Ihr steckt ja schon recht tief im Thema. - Bitte weitermachen!
Habe mir das Buch von JuWi-Wi auch bestellt.
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Chris
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Re: AW: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Ele

Beitrag von Chris »

Habs es auch schon hier liegen aber noch nicht angefangen.
Gruß vom Niederrhein, Chris
Joachim
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Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro

Beitrag von Joachim »

Zum Thema Energiewende noch ein wichtiges Buch, das man gelesen haben muss:

Kampf um Strom von Prof. Dr. Claudia Kemfert

http://www.murmann-verlag.de/buch/kampf-um-strom
Tachy
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Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro

Beitrag von Tachy »

haha....."Ein polemisches, aber lesenswertes Buch zur Energiewende." Frankfurter Rundschau

Polemik denjenigen, die Polemik verdienen, sag ich da nur - find ich gut ;-)

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