Fazit nach zwei Tagen probefahren

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sonixdan
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Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von sonixdan »

Ich hatte gestern und heute einen Ampera zur freien Verfügung. Ich wollte ihn eigentlich mieten, aber der FOH hat ihn mir umsonst überlassen. Hut ab, vor so viel Vertrauen und Dienst am (eventuellen) Kunden!

Ich konnte das Auto unter realen Bedingungen in meinem Alltag fahren. Also mein Weg zur Arbeit, zum Einkaufen, usw.

Hier eine kleine Zusammenstellung, was mir aufgefallen ist. Fairerweise wechsle ich mit positiven (+) und negativen (-) Eindrücken ab.

+ Der Ampera ist wirklich sehr angenehm zu fahren. Man fährt irgendwie entspannt, aber ohne zu schleichen.

- Das angenehme Fahren ändert sich schlagartig, wenn man parken muss. Das Ding ist breit und extrem unübersichtlich. Beim Fahren stört zudem die breite und weit vorne liegende A-Säule.

+ Die elektrische Reichweite lag auch ohne spezielle Sparmassnahmen bei über 60Km.

- Die Kopffreiheit auf den Rücksitzen ist zu klein für Personen über 180cm. Ich bin 181cm und schlage mit dem Kopf bei der kleinsten Bewegung seitlich an der Dachkante an. Leute ab ca. 183cm kommen mit dem Dach in Berührung und können somit nicht normal sitzen (hinten). Ich denke, das Problem der seitlichen Kopffreiheit kommt daher, weil die Sitze wegen der Batterie im Mitteltunnel relativ weit auseinander liegen und sich die Seiten aus Gründen der Aerodynamik nach oben stark verjüngen. Hat da jemand die Prioritäten falsch gesetzt?

+ Der (nicht vorhandene) Geräuschpegel beim Fahren ist ein wahres Erlebnis. So richtig aufgefallen ist mir das erst, als ich mit meinem Auto wieder nach Hause fuhr - und ich habe kein lautes Auto.

- Ich dachte, Gurtpeitschen gibt es seit über 10 Jahren nicht mehr und die Gurtschlösser seien bei allen modernen Autos direkt an den Sitzen befestigt.

+ Die Kamera beim Rückwärtsfahren und die Parkpiepser (die sind bei dem Auto aber auch dringend nötig).

- Der Seitenhalt auf den Sitzen ist ungenügend. Die Seitenwangen an den Lehnen sehen nach viel aus, bewirken aber fast nichts.

+ Das Bose Sound System überrascht positiv. Ich hätte zwar gerne noch mehr High End, aber für ein Audiosystem ab Stange kann man nichts daran aussetzen.

- Das Leder des Lenkrades ist zu hart, es wirkt fast wie aus Kunststoff. Zudem wurde für die Nähte ein zu dünner und zu harter Faden verwendet. Die Naht fühlt sich dadurch sehr rau an.

+ Die berührungsempfindlichen Tastenfelder auf der Mittelkonsole reagieren sehr gut.

- Trotzdem wären mir richtige Tasten lieber.

+ Die tiefer Spoilerlippe unter der vorderen Stossstange verkraftet Berührungen ohne Probleme. Sie ist aus weichem Gummi und federt einfach weg und wieder zurück. Das Geräusch fährt einem aber in die Knochen - zumindest die ersten paar Male. Ich bekam bei der Ein- und Ausfahrt in ein Parkhaus eine Hörprobe.

- Die Griffe an der Innenseite der Vordertüren sind ergonomisch zu weit hinten. Beim Zuziehen der Tür muss man dadurch unnatürlich weit nach hinten fassen.

+ Wenn man bisher nur UKW kannte, ist DAB von der Soundqualität her eine wahre Freude.

- Die Verarbeitung im Innenraum wirkt zum Teil billig (z.B. die Tasche zwischen den Rücksitzen und der Gummieinsatz in den Getränkehaltern) und generell fehlt die Liebe zum Detail (z.B. beim Wählhebel, bei den Tasten für die Fensterheber und Spiegelverstellung und bei der Auskleidung der Staufächer). Bei dieser Aussage ist zu beachten, dass wir in der Familie heute einen VW und einen Audi fahren. Wir könnten also etwas verwöhnt sein ;-)

Das alles ist natürlich rein subjektiv und aus meiner persönlichen Sicht.

Einen speziellen Test machte ich noch zum Benzinverbrauch auf der Autobahn: Auf die Autobahn (von Brüttisellen aus ca. 40 Km Richtung St. Gallen, wieder zurück und dann noch nach Uster). Dabei immer im Hold Modus, max. 130 Km/h auf dem Tacho. Rund um Winterthur mit 110 Km/h, ansonsten immer mit 110 bis 130 Km/h unterwegs. Dabei oft verzögert und beschleunigt, weil der Verkehr konstantes Fahren nicht zuliess - aber wann kann man das schon, auf dieser Strecke. Fazit dieser Autobahnfahrt im Hold Modus: 6.25 L/100Km.

Noch etwas: Ich behaupte, das Auto bescheisst mit der Innentemperatur. Der Ampera auf 20° eingestellt fühlte sich deutlich kälter an als der Audi auf 19°.

Das Fazit dieser zwei Tage: Zu teuer, zu liebloser Innenraum, zu unübersichtlich, ..... Scheiss drauf, ich muss trotzdem einen bestellen! Ich halte den Ampera für das erste wirklich innovative Auto seit dem Prius, und der fährt seit 1997. Und das wichtigste, es macht einfach Spass damit zu fahren. Und noch mehr Spass macht es, an den Tankstellen vorbeizufahren.

Und zum Schluss: Lieferfrist gemäss FOH, 4.5 Monate.
EcoDrive
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Re: Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von EcoDrive »

Hallo sonixdan

Vielen Dank für deine ehrliche und ausführliche Beschreibung der Probefahrten.

Das mit der Temperatur ist nicht so schön, ich werde das dann mal mit einem präzisen NTC-Sensor und einem genauen Pyrometer messen. Wenn ich meinen Ampera mal habe.

Das mit dem Gurten ist mir gar nicht aufgefallen, aber du hast recht, das müsste nicht sein.

Ich hab auch so ähnlich zu mir selbst gesagt, sch... drauf was sonst nicht alles passt, ist egal, aber bestellen tu ich. Ja, das elektrische Fahren macht wirklich Spass.

Mit 4,5 Monaten hast du ja wirklich Glück, ich warte seit Oktober 11, und Joachim fast seit einem Jahr..

Grüsse
EcoDrive
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EcoDrive
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Re: Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von EcoDrive »

sonixdan hat geschrieben:......
- Ich dachte, Gurtpeitschen gibt es seit über 10 Jahren nicht mehr und die Gurtschlösser seien bei allen modernen Autos direkt an den Sitzen befestigt.
....
Hallo sonixdan

Ich habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht. Was bedeutet es für die Konstruktion und Gewicht, wenn das Gurtschloss am Sitz befestigt ist ?
Die grossen Beschleunigungskräfte bei einem Aufprall müssen von der Sitzkonstruktion und dem Unterboden wo der Sitz befestigt ist gehalten werden. Also Einsatz einer entsprechenden Menge Stahl.

Die Entwickler haben also nach einer Möglichkeit gesucht, Gewicht zu sparen, ohne an der Sicherheit zu drehen. Die Konstruktion des 'Kardantunnels' unter dem der Akku hängt, muss aber wegen dessen Gewichts entsprechend konstruiert werden.
Also haben die Entwickler einfach die Gurtpeitsche genommen und da befestigt, wo sowieso eine entsprechende Konstruktion vorhanden sein muss.
Vielleicht ist das der Grund.

Grüsse
EcoDrive
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Tachy
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Re: Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von Tachy »

Hallo sonixdan,

ich kann Deine Kritik beim Innenraum nur teilweise nachvollziehen, obwohl ich vor dem Ampera auch einen Audi A4 fuhr. Aber wahrscheinlich habe ich da noch nie viel Wert drauf gelegt, kann auch sein :)
Tom
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Re: Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von Tom »

Ich stimme Sonixdan zu, besonders die A-Säulen nehmen gefährlich viel Sicht weg! Dass das erlaubt ist!?! Die reglementieren doch sonst auch alles...(Gurkenkrümmung usw) Die Gurtpeitschen sind mir auch aufgefallen. Und dass nur das Fahrerfenster auf Tippen auf und zu geht ...48 000€ ...
Und dass es auch mit Aufpreis kein Schiebedach gibt - ich weiß, die Amis wollen keins, die fahren lieber im Kühlschrank.
Dann stört mich noch, dass man jedes Jahr zum Service muss - meiner meinung nach nur Geldbeschaffung- und dass es keine Garantieverlängerung gibt.
So, das wars. Alles andere ist SUPER!!
Gruß,Tom.
EcoDrive
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Re: Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von EcoDrive »

Hallo Tom

Hier bei uns in der Schweiz gibts eine Garantieverlängerung zu erwerben. Auf max 4 Jahre Vollgarantie.

Das mit den Fensterheber steht in der Beschreibung anders. ;-(((((
Nicht schön wenn's nur die Fahrerseite ist.
FensterheberAusstattung.jpg
FensterheberAusstattung.jpg (26.8 KiB) 5049 mal betrachtet

Grüsse
EcoDrive
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Re: Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von EcoDrive »

Tom hat geschrieben:Ich stimme Sonixdan zu, besonders die A-Säulen nehmen gefährlich viel Sicht weg! Dass das erlaubt ist!?! Die reglementieren doch sonst auch alles...(Gurkenkrümmung usw)

Hallo Tom

In den USA nehmen sie die Sicherheit sehr ernst. Das gilt vor allem auch für Unfälle mit Rollover. Die stark geneigte A-Säule muss bei einer Dachlandung auf sehr kurzer Strecke die gesamte Aufprallenergie aufnehmen. Im Gegensatz zu meinem SUV heute, wo deutlich mehr Platz zwischen Dach und meinem Kopf ist. Fast alle heutigen Fahrzeuge haben dickere A-Säulen, im Vergleich zu Autos von vor 30 Jahren.
Nach dem Motto, für die höhere Sicherheit, ists dem Fahrer zuzumuten, dass er sich hinter dem Lenkrad auch mal bewegt, um hinter die A-Säule zu sehen ;-)

Grüsse
EcoDrive
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Re: Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von sonixdan »

EcoDrive hat geschrieben:Die stark geneigte A-Säule muss bei einer Dachlandung auf sehr kurzer Strecke die gesamte Aufprallenergie aufnehmen.
Ich behaupte, dass man das mit entsprechenden Materialien auch mit einer deutlich dünneren A-Säule schafft.

Probleme hatte ich vor allem beim Linksabbiegen. Da fährt man genau dorthin, wo man nur die A-Säule sieht.

In den USA wäre das ja schon fast eine Möglichkeit, Millionär zu werden (Produktehaftpflicht). Ich vermute aber, dass dort in der Gebrauchsanleitung steht, dass man beim Linksabbiegen den Kopf in eine für ausreichend Sicht geeignete Position verschieben muss :-)
EcoDrive
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Re: Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von EcoDrive »

Du hast natürlich recht, machbar ist viel, fragt sich nur wann und zu welchen Preis.

BMW mit Carbon-Faser. Nicht mal da gibts eine wirklich dünne A-Säule.
http://www.welt.de/wirtschaft/article10 ... tobau.html

Ja, beim Linksabbiegen habe ich das Problem auch heute bei meinem SUV.

Oder eben wie damals: http://de.wikipedia.org/wiki/BMW_Neue_Klasse

Grüsse
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Re: Fazit nach zwei Tagen probefahren

Beitrag von sonixdan »

EcoDrive hat geschrieben:Ja, beim Linksabbiegen habe ich das Problem auch heute bei meinem SUV.
Ja, ja, das heutige Autodesign. Sieht gut aus, ist aber kaum noch zu fahren, weil man nicht richtig raussieht. Irgendwie setzt da jemand die falschen Prioritäten. Aber da ein Autokauf viel mit Emotionen zu tun hat, wird das vermutlich noch einige Zeit so bleiben.

Trotzdem eine faslche Entwicklung. Wenn ich daran denke, wie einfach ich vor 30 Jahren parkte. Und das alles ohne Piepser oder Kamera. Einfach schauen und rein in den Parkplatz. Es könnte so einfach sein.
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