Markus I. hat geschrieben:
Welche Unterschiede bzw. Vor-/Nachteile kannst du feststellen (v.a. bezüglich Antrieb)?
Da gibt es viele Unterschiede:
1. Reichweite und Heizung
Zuerst die Reichweite. Das war meine größte Sorge dass ich meine tägliche Pendelstrecke nicht schaffen würde. Aber die Sorge war unbegründet. Ich pendle jeden Tag 4 * 6 Kilometer. Das schafft der Passat sogar mit Heizung. Die Heizung ist um vieles besser als beim Ampera. Ähnlich gut wie beim Tesla oder beim i3. Aber die Heizung kostet auch eine Menge Strom was beim Tesla-Akku weitaus weniger ins Gewicht fällt als beim Passat.
Mit Heizung komme ich ca. 30-35 Kilometer weit (Bei Temperaturen um 3 Grad). Ohne Heizung erreiche ich 45-50 Kilometer. Das ist mehr als ich um diese Jahreszeit mit dem Ampera geschafft habe. Das liegt meines Erachtens an meinem Fahrprofil und an der Akkuheizung des Amperas die auf den ersten Kilometern kräftig an der Reichweite zehrt.
2. Fahrkomfort
Der Ampera fährt sich ja schon super. Aber der Passat ist noch besser. Die Abrollgeräusche sind wesentlich leiser. Nasse oder trockene Strasse macht keinen Unterschied. Bei Geschwindigkeiten > 120 ist der Passat deutlich ruhiger. Das Fahrwerk schluckt Bodenwellen ohne Geräusche.
3. Antrieb
Beim Passat hängt der Elektromotor am 6 Gang DSG Getriebe was spürbar anders ist. Die Gangwechsel sind manchmal spürbar was gerade auf den ersten Kilometern eine Umstellung bedeutet. Die nahtlose Beschleunigung und Rekuperation des Amperas, i3 oder Tesla kann der Passat nicht bieten. Ist halt ein Automatikgetriebe...
Aber man gewöhnt sich recht schnell daran womit wir zu den Vorteilen des DSG kommen: Der Elektromotor kann immer im optimalen Wirkbereich betrieben werden. Das spürt man wenn bei Tempo 180 ein Sprint mit Unterstützung des Elektromotors eingelegt werden kann. Gestern auf der BAB fiel mir bei Tempo 220 auf dass ich ja mit Winterreifen unterwegs bin. Darauf musste ich beim Ampera nicht achten.
Man kann den Passat rein elektrisch bewegen wie den Ampera auch. Nur wenn man das Pedal ganz durchdrückt springt der Verbrenner an was in der Praxis bei mir nicht vorkommt. Der Ampera ist agiler in der Stadt.
Der Motor hört sich (wenn man ihn den hört) sehr gut an. Der Rex beim Ampera war da manchmal zu aufdringlich. Bei Tempo 120 oder darüber hört man den Motor nicht mehr (nur beim beschleunigen oder im GTE-Mode).
Die Betriebsarten:
a. Elektro: Es wird bis die Batterie leer ist rein elektrisch gefahren. Eine Rest von 4 Kilometer Reichweite verbleibt immer im Akku welchen man auf Knopfdruck abrufen kann. So komme ich in jedem Fall elektrisch durch die Ortschaft um die heimische Garage anzusteuern.
b. Hybrid: Es wird (ähnlich dem Ampera wenn die Batterie leer ist) abwechselnd elektrisch oder mit Motor gefahren
c. Batterie laden: Nicht zu vergleichen mit dem Bergmodus im Ampera. Beim Passat wird die Batterie sehr dezent geladen. Die Steuerung ist recht gut gemacht. Beim Beschleunigen wird die Batterie nicht geladen bei konstanter Fahrweise oder bei Bergabfahrt wird immer etwas geladen. So ist der Ladevorgang nicht spürbar. Auch nicht an der Drehzahl des Motors oder an der Geräuschkulisse. Auf der Autobahn ist die Batterie nach ca. 30 Minuten wieder voll.
d. GTE-Modus: Hier wirken beide Antriebe zusammen um eine möglichst hohe Beschleunigung zu erreichen. Das macht wirklich Spaß wenn man auf der Autobahn auf der linken Spur unterwegs ist und der Vordermann macht den Weg frei. GTE-Taste, das Auto macht einen Satz nach vorne (Dank Elektromotor am DSG Getriebe auch bei hohen Geschwindigkeiten) und man ist schon vorbei. 3 Sekunden später ist die GTE-Taste wieder raus und es geht auf höherem Geschwindigkeitslevel wieder normal weiter.
4. Rekuperation
Hier ist der größte Unterschied zu spüren. Mann kann zwischen zwei Arten wählen: Segeln oder Rekuperation. Beim Segeln wird der Antrieb wenn man vom Gas geht quasi in den Leerlauf geschaltet. Beim Bremsen wird erst rekuperiert und erst bei höherem Bremsdruck in die Eisen gegangen.
Ich war Anfangs skeptisch da ich es vom Ampera, i3 und Tesla anders gewohnt bin aber zwischenzeitlich finde ich das Prinzip genial. Als Pendler kennt man die Punkte, ab wo man segeln kann und man spart dadurch wirklich Strom.
Man kann einfach zwischen den Modi wechseln was bei längeren Bergabstrecken sinnvoll ist. Auch bei der Rekuperation nutzt der Passat das DSG was zu recht hoher Rekuperation führt welche dafür nicht immer ganz ruckelfrei ist (Gangwechsel manchmal leicht spürbar).
5. Anzeigen
Den Passat gibt es gegen Aufpreis mit einem digitalem Tacho. (Active Info Display). Das finde ich Super (erinnert extrem an die Anzeige im Tesla). Leider sind die Verbrauchsanzeigen allesamt Schrott. Wenn man nur elektrisch fährt dann hat man wenigstens noch die kWh/100 Kilometer. Aber wenn der Wagen länger steht wird diese Anzeige wieder zurückgesetzt. Wenn der Verbrenner einschaltet hat man überhaupt nichts mehr. Dann hat man die Liter/100 Kilometer welche nichts aussagen da man schon ein Teil elektrisch unterwegs war und die kWh/100 Kilometer die auch nichts mehr aussagen da man auch schon ein Teil mit Benzin unterwegs war.
Fazit: Ich bin sehr zufrieden, habe deutlich mehr Platz für die Familie (Passat Variant), kann jetzt unseren 10 Jahre alten Zafira in Rente schicken. Der Wagen ist auf der Langstrecke wirklich genial. Im Pendelverkehr fahre ich zu 100% elektrisch. Zum Benzinverbrauch kann ich mangels sinnvoller Anzeigen noch recht wenig sagen. Bin bisher 680 Kilometer gefahren, habe noch 330 Kilometer Restreichweite (wenn es denn stimmt) und war noch nie an der Tankstelle. Stromverbrauch ist aber hier auch schon mit vermischt was es mir schwer macht darüber etwas zu sagen. Ich tippe auf 6,6 Liter /100 Kilometer bei sehr sanfter Fahrweise wenn die Batterie leer ist. Auf der BAB je nach Tempo und Fahrstil wahrscheinlich mehr.