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Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro
Verfasst: 3. Jul 2013 08:28
von Tachy
Hallo Prodatron,
Prodatron hat geschrieben:
Trotz des wohl dunkelsten Jahres seit langem hat meine PV hochgerechnet bisher trotzdem mehr produziert, als bei der Planung kalkuliert wurde

Bin ich übrigens selbst total überrascht drüber.
Du sprichst es an: bei dezentralen Strukturen gleichen sich die erneuerbaren Energien immer gut aus, Wind, Wasser, Sonne und Biomasse und Speicher decken, intelligent gesteuert, immer den Bedarf ab.
Prodatron hat geschrieben:
Finde ich sowieso eine Frechheit, für eingespeisten Strom, der physikalisch eh direkt wieder von meinen Nachbarn verbraucht wird, 12 Cent weniger zu bekommen als ich selbst und meine Nachbarn für externen zahlen müssen (16c vs. 28 c).
Du sagst es. Energieverteilung auf Gemeinde oder Straßenebene gehört zur dezentralen Energiewirtschaft dazu. Unsere Energiegenossenschaft hat genau das auf der Agenda.
Je dezentraler die Betrachtung, desto näher dürfen die Erzeugerpreise am Kundenendpreis sein, genau das verursacht auch den Druck "von unten".
Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro
Verfasst: 3. Jul 2013 11:25
von Martin
bei dezentralen Strukturen gleichen sich die erneuerbaren Energien immer gut aus, Wind, Wasser, Sonne und Biomasse und Speicher decken, intelligent gesteuert, immer den Bedarf ab.
Das würde ich so nicht unterschreiben wollen, da wie gesagt nicht überall das ganze Programm installiert werden kann.
Wasserkraft ist in Deutschland ausgereizt, lokal begrenzt und bietet kaum zuwachspontential.
Gerade bei Biomasse gibt es genug zündstoff, wo die ganze Biomasse eigentlich her kommt.
Biomasse ist, wenn es denn nur Abfälle verwerten soll auch begrenzt und kaum in der lage über länge Zeiten enorme Energiemengen bereit zu stellen.
Biomasse ist eher Regelenergie für schwankende Einspeiser wie Wind und Solar und nicht für Grundlastaufgaben gedacht.
Grundlast muss von Solar+Speicher und Wind gedeckt werden, ggf. auch von BHKWs wo Prozesswärme / Fernwärme benötigt wird (Industrieparks). Alles andere wäre bei BHKWs wie schon anfangs erwähnt Verschwendung. Zur Energiewende gehört nicht nur elektrische Energie.
Durch Reformierung kann ein BHKW ja auch mit Sonnenkraft oder Windkraft betrieben werden. Ist zwar nicht verlustfrei aber immerhin eine gewisse Unabhängigkeit und in Deutschland ein sofort verfügbarer gigantischer Energiespeicher.
Wie Herr Willenbacher sagt, müßten diese (BHKW) halt temporär verstärkt im Ausgleichsbetrieb laufen.
Hat Herr Willenbacher auch gesagt wer das BHKW bauen und unterhalten soll mit dem kein Geld mehr zu verdienen ist, geschweige denn die Investitionskosten jemals wieder eingespielt werden?
Aktuell fehlen die Rahmenbedingungen für 100% EE, das ist nun Aufgabe der Politik diese zu schaffen.
Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro
Verfasst: 6. Jul 2013 09:21
von Tachy
Hallo Martin,
wir dürfen uns nicht alleine auf die Politik verlassen, wenn es darum geht, die Rahmenbedingungen zu schaffen. Es kommt auch auf die Innovation von Technikzulieferern wie Siemens und Co. und andere Unternehmen an, die Technik für diese dezentrale Netzstabilisierung und -steuerung zu bauen. Umgesetzt werden soll dies von den neuen Strukturen wie Stadtwerke und Energiegenossenschaften und deren Netzbetreiber. Dadurch wird der Druck auf Politik und Konzerne zunehmen.
Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro
Verfasst: 6. Jul 2013 11:48
von Prodatron
Hab das Buch fast durch,
@Martin, zwischendurch noch was zu Deiner folgenden Aussage:...
Martin hat geschrieben:Solarparks und Windkraftanlage sind nicht in der Lage Kurzschlüsse (große Lastspitzen) zu speisen, somit kann die Schutztechnik die z.B. im Mittel- und Hochspannungsnetz verbaut ist den Fehler nicht lokalisieren und abschalten! Folge wäre, Netztotalausfall da die FUs der Parks abschalten.
Das wiederspricht dem hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Windkrafta ... inspeisung
"[...]Anlagen mit einer Spitzenleistung von mehr als 100 kW müssen zur Sicherung der Netzstabilität die Mittelspannungsrichtlinie erfüllen.[...]Diese Anlagen müssen auch in der Lage sein, bei Kurzschlüssen sogenannte Kurzschlussleistung zur Verfügung zu stellen ohne sich unmittelbar vom Netz zu trennen, um die Netzstabilität sichern.[...]"
Wie das genau funktioniert, wird an der Stelle nicht erwähnt, aber scheinbar geht es ja bereits, sonst würden die nicht genehmigt werden.
Weiteres zur Mittelspannungsrichtlinie, die also von allen neuen Anlagen über 100kW (was quasi jeder Anlage entspricht) erfüllt wird:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelspannungsrichtlinie
Demzufolge gilt Dein Einwand wohl für neuere Anlagen nicht mehr?
CU,
Prodatron
Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro
Verfasst: 6. Jul 2013 13:30
von Martin
Es ist mir bekannt das die Einspeiser sich beim kurzschluss nicht direkt vom netz trennen dürfen
Ein solarpanel kann trotzdem keine kurzschlussleistung liefern, Nennleistung gleich max. Leistung.
Die parks beteiligen sich am stromtreiben aber mehr auch nicht.
Ich habe neulich an einem Workshop für Schutztechnik teilgenommen, war schon interssant und
weitaus komplexer als man sich vorstellen kann.
Mein 'einwand' bleibt somit stehen.
Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro
Verfasst: 6. Jul 2013 16:23
von Tachy
Interessante Sache...
dann also doch Motorgenerator im Leerlauf? müsste man mal weiter spinnen?
Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro
Verfasst: 6. Jul 2013 16:44
von Prodatron
Heißt das jetzt, daß solche Anlagen, obwohl sie die Mittelspannungsrichtlinien erfüllen (Netzstabilisierung, Kurzschlußstrom zur Verfügung stellen, kein Abschalten usw.), im kritischen Fall trotzdem ein Zusammenbrechen des Netzes bewirken würden?
Was genau fehlt denn dann noch bei diesen Anlagen?
CU,
Prodatron
Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro
Verfasst: 6. Jul 2013 17:35
von Martin
Was fehlt den Anlagen....
Ich geh mal davon aus das ein Magnetfeld und Kupfer fehlt

Eine Solarzelle kann eben nur ihre Nennleistung abgeben mehr geht nicht.
Ein Generator kann im Kurzschlussfall sehr viel mehr Leistung abgeben als seine Nennleistung.
Im Prinzip wie der Anlaufstrom eines Motors der ja auch mal schnell mehr als das 8 fache seines Nennstromes betragen kann.
Beim Generotor ist es genau das gleiche eben nur dann 'Abbremsstrom'. Durch die große Masse des Generators wird er eben nicht schlagartig abgebremst sondern kann die erhöhte Leistung 'relativ' lang liefern.
Die FUs der Parks müssen soweit ich das richtig mitbekommen habe mind. 0,5-1s am Netz bleiben um den Fehler zu speisen.
Das ist genug um das Netz zu stabilisieren! Zum treiben des Fehlerstromes wird dennoch ein vielfaches der Energie benötigt.
Es ist ja zu berücksichtigen das sich die Schutzeinstellungen an der Nennleistung des Parks und Transformatoren orientieren.
Die Verteilnetzbetreiber setzen viel daran die Stabilität zu erhalten und investieren auch, das könnt ihr mir mal glauben

Auch im eigenen Interesse, die Netzbetreiber werden mit einer Q-Zahl (Netzverfügbarkeit) gemessen, wenn
diese zu schlecht ist müssen hohe Strafgebühren bezahlt werden.
Re: Matthias Willenbacher (juwi) zu Energiewende und Elektro
Verfasst: 25. Jul 2013 02:46
von atomroflman
Tachy hat geschrieben:wir dürfen uns nicht alleine auf die Politik verlassen, wenn es darum geht, die Rahmenbedingungen zu schaffen.
Das sehe ich auch so.
Vor allem so lange wie es in der Politik so viele Stimmhalter gibt, die an dem Verbrennen von Rohstoffen viel Geld verdienen (bzw. deren Schwager u.ä.

).
Was sollte jemand, der ein Kohlekraftwerk betreibt, für ein Interesse haben für erneuerbare Energien zu stimmen?